Birgit Jensen, Künstlerin, 2024
Was mir durch den Kopf ging, als wir den Wald gefegt haben
Beim Wegfegen des Laubes aus den von Ivo Weber im Vorfeld markierten Bereichen wurde mir klar, dass ich mit jedem Besenstreich tausende von Mikroorganismen durcheinander wirbele. Beim Zurückfegen der Blätter auf die nackte dunkle Erde war es unmöglich, die ursprünglichen Konstellationen dieser Population genau so wieder herzustellen wie sie vorher waren. Die Blätter und all die Mikroorganismen liegen nun in einer anderen Ordnung im Wald. So ist eine neue Zusammensetzung in der Welt der Kleinstlebewesen entstanden.
Plötzlich wurde mir klar, dass Ivos Waldfegen-Projekt auch genau das macht: Die verschiedenen Zusammensetzungen der Waldfeger:innen vermischen sich. Der/die einzelne Teilnehmer:in kommt dabei nicht nur mit befreundeten oder bekannten Kulturschaffenden zusammen, sondern auch mit anderen Kreisen. Jeweils neue Konstellationen entstehen, Netzwerke werden erweitert, man tauscht sich aus. Insofern ist das Konzept von Ivo Weber ein optimales Beispiel für ein funktionierendes und äusserst kommunikatives partizipatives Projekt.
Rheinische Post
Der Künstler Ivo Weber hat ein Team aus der Landeshauptstadt für eine Performance eingeladen und alles fotografisch festgehalten. Das Ergebnis ist jetzt auf einer Plakatwand an der Kunstakademie zu sehen.
Seit vergangenem Samstag steht auf der Wiese gegenüber der Kunstakademie zwischen Hofgartenrampe und Fritz-Roeber Straße eine große Plakatwand. Zu sehen sind zwei Menschengruppen neben zwei sauber gefegten Geraden in einem herbstlichen Wald. Unter ihnen Michael Kortländer, Vorsitzender der Künstlervereinigung Düsseldorf-Palermo und Mitgründer der Johanna-Ey-Foundation. Ihn hatte der Kölner Künstler Ivo Weber zu der Kunstaktion „Waldfegen 2023“ eingeladen. Kortländer sagte zu und rückte mit einem siebenköpfigen Team aus Künstlern und zwei Kuratoren aus Düsseldorf an, um in Köln den Wald zu fegen – frei von allen Städteschranken.
KUNSTFORUM INTERNATIONAL
ARKADIEN IN DER KRISE
2022, Hrsg. von Ann-Katrin Günzel
Jetzt: Das WALDFEGEN im Kunstforum
Der Kölner Künstler Ivo Weber (* 1962, Biberach) fegt seit 2003 an einem Tag im Jahr den herbstlichen Wald in der Nähe von Köln. Er kreiert damit, immer an derselben Stelle, aber jeweils mit einem anderen Team, das er zu dieser Aktion einlädt, ein temporäres Landschaftsbild.
Die Aktion folgt einem gleichbleibenden Ritual, d. h. das Laub wird in einer bestimmten Form vom Waldboden weggefegt, wodurch ein ganz spezielles Landschaftsbild entsteht, das wiederum im Anschluss fotografisch festgehalten wird, bevor das Laub wieder zurückgefegt wird.
Jedes Jahr ist das Bild, das entsteht aber ein anderes, die Größe der Fläche kann variieren, die Akteur*innen, die den Wald gefegt haben, sind andere und sie stellen oder setzen sich auch immer anders für das Foto in Position.
Die Aktion selbst ist elementar und Teil der Skulptur, wie der Künstler betont, eine Kunstfläche entsteht, die im Anschluss wieder verschwindet, während das Foto als dokumentiertes Landschaftsbild bleibt, eine Aufnahme des für den Moment gewesenen Bildes einer Landschaft.
(Ann-Katrin Günzel)
Kunststation Sankt Peter, Köln
8. Januar bis 15. Februar 2023
Die vertraute Handlung des Fegens erscheint im Wald absurd, entwickelt sich aber durch das wiederkehrende künstlerische Szenario zu einem Ritual, das Beständigkeit und Sicherheit vermittelt.
Das Team 2022 wurde von Christoph Simonsen von der Citiykirche Mönchengladbach zusammengestellt, unter anderem waren Christian Krausch vom Museumsverein Mönchengladbach, Guido Schlimbach von der Kunst-Station Sankt Peter und Stefan Kraus vom Kolumba Museum beteiligt.
Ein kommentierter Mitschnitt der Aktion | Redaktionsbüro Geis
Eröffnung der Plakataktion
Waldfegen am 16. April 2021 –
eine kleine Nachlese
Der Gedanke wäre auch ohne Corona-Restriktionen naheliegend gewesen: eine Vernetzung sämtlicher Teilnehmenden in den beteiligten Städten via Zoom. Passend zu den Waldfegen-Events der letzten 17 Jahre erhielt die Eröffnung damit eine soziale Dimension; alle Beteiligten waren miteinander verbunden, das Ganze wurde zu einer gemeinschaftlichen Aktion. Die Leute bildeten eine Art Mischwald aus physisch Anwesenden und per Live-Chat Zugeschalteten, viele davon mit ihren Handy-Kameras direkt vor den Plakatwänden.
Ein Stipendium der VG Bild Kunst
Waldfegeteam: Barbara von Flüe und Stefan Kraus,
Kolumba Kunstmuseum des Erzbistums Köln, mit Team
Ein kleines Waldstück erobert urbane Räume: Vom 16. bis 26. April 2021 zeigen Plakatwände bundesweit eine legendäre Arbeit des Kölner Künstlers Ivo Weber. Zu sehen sind großformatige Stills aus seiner langjährigen Aktion „Waldfegen“. Die Eröffnung wird als Livestream aus Köln übertragen. Plakate von anderen Standorten und Städten werden per Zoom zusammengeschaltet.
Christoph Simonsen, feinschwarz, Theologisches Feuilleton
„Waldfegen“ – Vom Ringen eines Kunstprojektes mit der Ordnung im notwendig Unordentlichen
Der Künstler Ivo Weber fegt alljährlich ein Stück Wald und lädt dazu Menschen ein. Er konfrontiert sie in seiner Performance mit der Sehnsucht nach geordneten Räumen und der lebensnotwendigen Unordnung. Ein Bericht von Christoph Simonsen.
Künstlergespräch | 2021
Jochen Heufelder im Gespräch mit Ivo Weber
Deutschlandfunk Corso | 2021
Waldfegen als Ritual
Warum der Kölner Künstler Ivo Weber im Gehölz kehrt
Ein Beitrag von Sabine Oelze
Ivo Weber fegt seit 18 Jahren den Wald. Sabine Oelze begleitet den Kölner Künstler beim Waldfegen.
Stefan Kraus, Kolumba Kunstmuseum Köln | Waldfegeteam 2020
Lieber Ivo,
ganz herzlich danke ich Dir für diesen schönen Freitag. Ich habe verstanden, dass das Waldfegen Mittelpunkt und Anlass für eine Soziale Plastik ist, bei der Du auf so viele Details achtest. Selbst die Blumen und die Vase für den Hl. Sebastian waren bedacht und passten perfekt. Du bringst die Menschen in einer Aufgabe zusammen, von der alle wissen, dass sie nur als Kunst einen Sinn hat. Es hat mir Freude gemacht, dabei zu sein.
Herzliche Grüße
Stefan
WDR 3 Kultur am Mittag
Ivo Weber und Astrid Bardenheuer (artothek) im Gespräch mit Katja Schwiglewski
Der Kölner Künstler Ivo Weber lässt einmal im Jahr von einem wechselnden Team den Waldboden fegen und inszeniert das Areal für eine Fotoarbeit. Danach wird der Urzustand des Waldstücks wiederhergestellt.
Ein Gespräch mit Ivo Weber und Astrid Bardenheuer.
Report_K | 2016
Kunstprojekt „Waldfegen“ und artothek passen zusammen
(…) Zu Beginn bestand die Gruppe der „Waldfeger“ aus Waldarbeitern aus dem Freundeskreis des Künstlers. Im Angesicht dessen, dass sich sein Kunstprojekt zu einer Massenveranstaltung zu entwickeln begann, beschloss er die Auswahl seiner Teilnehmer zu verändern und die Gruppe klein zu halten. Heute bestimmt Ivo Weber die „Waldfeger“ nicht selbst. Er beauftragt eine Person aus seinem Kunstumfeld, eine kleine Gruppe von Projektteilnehmer, die ausschließlich aus Kunstschaffenden besteht, auszuwählen. (…)
kunstlich.com | Ein Blog von Gerd Mörsch | 2016
Photoszene Köln, 2016
Ivo Weber in der artothek
(…) Es scheint, als habe das Philosophiestudium Ivo Webers Spuren in seinem Werk hinterlassen. Sein Spiel mit den verschiedenen Gegenwarten und Begriffen von Kunst und Natur versetzt den aufmerksamen Betrachter ins Staunen ob der komplexen Verwicklungen, die sich hinter der zunächst schlicht anmutenden Inszenierung seiner Interventionen im Wald verbergen.